Bühne frei für Ihr überzeugendes Video-Vorstellungsgespräch

Von Christina Holl on 19. Januar 2020

Auch wenn sich Bewerber mit Video-Interviews oft noch schwer tun: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eines Ihrer nächsten Vorstellungsgespräche im heimischen Wohnzimmer vor der Webcam statt in einem Konferenzraum führen, steigt. Was in den USA und vielen asiatischen Ländern inzwischen schon Alltag ist, wird auch hierzulande zunehmend populärer. Immer mehr Unternehmen setzen auf Bewerbungsgespräche per Video-Chat. Wir erklären, wie Sie aus der Distanz einen überzeugenden Auftritt hinlegen. 

Vorteile des Vorstellungsgesprächs per Video

Sie haben es geschafft! In Ihrem Postfach liegt die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, auf das Sie so sehr gehofft hatten. Der potenzielle neue Arbeitgeber will Sie allerdings nicht persönlich empfangen, sondern möchte das Bewerbungsgespräch per Videokonferenz führen.

Keine Sorge, das ist kein schlechtes Zeichen! Auch Schweizer Unternehmen setzen immer öfter auf Video-Bewerbungsgespräche. Nachvollziehbar, schliesslich lassen sich damit Zeit und Kosten sparen.

Aber auch für Sie als Bewerber bringt diese Form des Interviews einige Vorteile mit sich. Der offensichtlichste: Auch Sie sparen Zeit, da die An- und Abreise entfällt.

Ein wichtiger Faktor, wenn Sie sich aus einer Festanstellung heraus bewerben und für Vorstellungsgespräche nicht spontan Urlaub nehmen können. Dass Ihr Gesprächspartner Sie nicht vollständig sehen kann, gibt Ihnen Möglichkeiten, die Sie in einem persönlichen Gespräch nicht haben. Sie können all Ihre Unterlagen vor sich ausbreiten, sodass Sie sie permanent im Blick haben, und sogar mit “Spickzetteln” arbeiten. 

Weiterer Pluspunkt: In einem Video-Interview können Sie sich viel besser in Szene setzen als bei einem persönlichen Gespräch auf unbekanntem Terrain. Ausserdem werden Sie Ihrem gewohnten Umfeld wahrscheinlich selbstbewusster und sicherer fühlen. Aber Obacht: Zu viel Selbstsicherheit kann in einem Video-Vorstellungsgespräch auch nach hinten losgehen.

Regel Nr. 1: Vorstellungsgespräch bleibt Vorstellungsgespräch – auch virtuell

Auch wenn Sie das Vorstellungsgespräch vom heimischen Schreibtisch aus führen, sollten Sie es genauso ernst nehmen wie ein Gespräch beim potenziellen Arbeitgeber vor Ort. Es gibt zwar Unternehmen, die zunächst nur ein kurzes Kennenlern-Gespräch führen. 

In den meisten Fällen handelt es sich bei einem Video-Interview aber um ein “echtes” Vorstellungsgespräch, das sich inhaltlich nicht von einem Bewerbungsgespräch in den Räumen des Unternehmens unterscheidet. Höchstwahrscheinlich beginnt es dementsprechend mit einer kurzen Vorstellung der Firma.

Danach sind Sie mit einer kurzen Selbstpräsentation dran. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie mit typischen Fragen konfrontiert werden, zum Beispiel nach Ihren Schwächen und bereiten Sie auch ihrerseits Fragen an das Unternehmen vor. Was Sie neben der inhaltlichen Vorbereitung im Vorfeld eines Vorstellungsgesprächs per Skype oder Hangouts beachten sollten, verraten wir im folgenden Abschnitt.

Wer ruft wen an beim Skype-Vorstellungsgespräch?

Damit es zum Gesprächstermin nicht hektisch wird, sollten diese grundlegende Bedingungen im Vorfeld per Mail geklärt werden:

  • Austausch von Kontaktdaten für das verwendete Tool und zusätzlich von Telefonnummern für den Fall technischer Schwierigkeiten.
  • Genauer Termin für das Video-Vorstellungsgespräch (bei Gesprächspartnern im Ausland auch die Zeitzone festlegen).
  • Wer tätigt den Anruf, wer nimmt an? In der Regel ruft das Unternehmen den Bewerber an.

Vor dem Gespräch: 9 Tipps für optimale Bedingungen

  1. Software installieren und testen: Welches Tool zum Einsatz kommt, sollte Ihnen in der Gesprächseinladung mitgeteilt worden sein. Verbreitet sind unter anderem Skype und Google Hangouts. Stellen Sie im Vorfeld – also nicht erst am Tag des Gesprächs – sicher, dass das Programm installiert ist, Sie die erforderlichen Zugänge haben und das Programm reibungslos läuft. Wer auf Nummer sicher gehen will, installiert das Tool zusätzlich auch auf dem Tablet oder dem Smartphone, um im Fall der Fälle ein Backup zu haben. Tipp: Machen Sie einen Testlauf mit Freunden, um sicherzustellen, dass Bild und Ton gut übertragen werden.
     
  2. Hardware-Check: Ebenso wichtig ist die Hardware. Falls die das integrierte Mikro Ihres Rechners Ihre Stimme nicht deutlich überträgt, investieren Sie in ein unauffälliges In-Ear-Headset. Stellen Sie sicher, dass Ihr Notebook-Akku vollständig geladen ist, und verbinden Sie Ihren Rechner sicherheitshalber per Netzwerkkabel mit dem Internet, statt sich ausschliesslich aufs WLAN zu verlassen.
     
  3. Seriöses Profil: Sie haben bereits einen Account für das zum Einsatz kommende Tool? Prima, aber ist der auch businesstauglich? Das Skype-Konto aus Studienzeiten mit dem Nutzernamen “Master_of_Disaster007” hinterlässt womöglich nicht den gewünschten Eindruck. Ohnehin kann es sinnvoll sein, sich einen separaten Account einzurichten, den Sie nur für solche Zwecke nutzen. So lässt sich vermeiden, dass vorhandene Kontakte während des Video-Vorstellungsgesprächs stören. Denken Sie an ein seriöses Profilbild und kontrollieren Sie auch Ihren Statuseintrag. Wichtig: Setzen Sie Ihre Privatsphäre-Einstellungen so, dass Sie der Personaler auch kontaktieren kann.
     
  4. Richtige Beleuchtung: Ein Video-Call bietet Ihnen die Möglichkeit, sich optisch optimal in Szene zu setzen. Ideal ist dafür indirektes oder diffuses Licht von vorne und leicht von unten. Bei einer Beleuchtung von oben, entstehen unschöne Schatten unter den Augen; kommt das Licht von hinten, kann Sie ihr Gesprächspartner zur schwer erkennen. Licht von der Seite kann schnell zu theatralisch wirken.
     
  5. An den Hintergrund denken: Bedenken Sie, dass Ihr Gesprächspartner nicht nur Sie sieht, sondern auch einen Teil Ihres Zuhauses. Der Hintergrund sollte neutral und seriös sein. Es muss nicht zwingend eine weisse Wand sein, die wirkt sogar eher unangenehm steril. Mit dem Rammstein-Poster oder privaten Partyfotos an der Wand sammeln Sie auch nicht unbedingt Sympathiepunkte beim Personaler.
     
  6. Ruhige Gesprächsatmosphäre schaffen: Wenn Sie nicht alleine leben, sorgen Sie dafür, dass Sie während des Gesprächs nicht durch Familienmitglieder oder Mitbewohner gestört werden. Auch Haustiere gehören für die Dauer des Gesprächs ausgesperrt. Schliessen Sie gegebenenfalls die Fenster, wenn Lärm von draussen zu befürchten ist. Handy, Telefon und Türklingel stellen Sie auf lautlos.
     
  7. Angemessenes Outfit – auch im Home-Office: Kleiden Sie sich so, wie Sie auch zum Bewerbungsgespräch vor Ort anziehen würden – und zwar vollständig. Auch wenn Ihr Gesprächspartner Ihre untere Körperhälfte womöglich nicht sehen können: Die Jogginghose an den Beinen kann durchaus einen Effekt auf Ihr Auftreten und Ihr Selbstbewusstsein im Gespräch haben.  Vermeiden Sie gestreifte und kleinteilig gemusterte Oberteile, diese können bei der Übertragung flimmernd dargestellt werden. Ausserdem sollte sich die Kleidung vom Hintergrund absetzen. Ein weisses Hemd vor weisser Wand ist unvorteilhaft.
     
  8. Unterlagen bereitlegen: Breiten Sie alle benötigten Unterlagen, beispielsweise die Stellenanzeige, und Ihren Lebenslauf so aus, dass Sie sie unauffällig auf einen Blick erfassen können. Ein kleiner Spickzettel mit wichtigen Stichpunkten lässt sich zum Beispiel direkt am Monitor befestigen. Während des Gesprächs mit Notizen zu hantieren wirkt hingegen unprofessionell. Stellen Sie ausserdem ein Glas Wasser bereit.
     
  9. Rechtzeitig startklar sein: Seien Sie bereits zehn Minuten vor dem vereinbarten Termin bereit. Schliessen Sie alle anderen Programme auf Ihrem Rechner: Nicht, dass ein Update plötzlich für einen spontanen Neustart Ihres Laptops sorgt. Deaktivieren Sie auch Benachrichtigungen, die möglicherweise während des Gesprächs angezeigt werden. 

Während des Gesprächs: 4 Tipps für souveränes Auftreten

  1. Deutliche Sprache: Durch die möglicherweise leicht verzerrte und zeitverzögerte Übertragung ist nicht zu schnelles, deutliches Sprechen in einem Video-Vorstellungsgespräche besonders wichtig. Achten Sie darauf Ihr Gegenüber ausreden zu lassen. Sonst gehen womöglich wichtige Informationen verloren. Sollten Sie etwas nicht richtig verstanden haben, haken Sie nach.
     
  2. Richtige Blickführung: Auch bei Vorstellungsgespräch per Skype & Co. sollten Sie Blickkontakt mit Ihrem Gesprächspartner halten. Das ist ein wenig vertrackt. Denn instinktiv blicken wir beim Videochat auf das Bild des Gesprächspartners auf dem Monitor. Das erweckt für diesen den Eindruck, als würden Sie auf ihn hinab sehen. Um ihn direkt anzuschauen, müssen Sie in die Kamera blicken.
     
  3. Kontrollierte Körpersprache: Ein routinierter Personaler wird Ihrer Körpersprache im Video-Interview genauso viel Aufmerksamkeit schenken wie bei einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Lassen Sie sich durch die gewohnte Umgebung also nicht dazu verleiten, es sich zu bequem im Schreibtisch-Sessel zu machen. Sitzen Sie aufrecht, idealerweise befinden sich Ihre Augen auf Höhe der Kamera. Gesten sollten Sie nur sparsam einsetzen. Gerade schnelle, ausladende Bewegungen werden oft verzögert übertragen. Das kann schnell hektisch wirken. Halten Sie Ihre Hände also möglichst ruhig und lächeln Sie stattdessen lieber öfter in die Kamera.
     
  4. Geräuschlos Notizen machen: Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie sich während des Gesprächs Notizen machen. Das sollten Sie aber wie beim Gespräch vor Ort auf Papier machen und nicht am Rechner. Tippgeräusche können nämlich als sehr störend wahrgenommen werden.

Wenn Sie diese Tipps beachten, muss Sie ein Vorstellungsgespräch per Videochat nicht nervöser machen als eines von Angesicht zu Angesicht. Nutzen Sie die Chance, sich optimal zu präsentieren. Ihnen fehlt noch das passenden Stellenangebot? Schauen Sie doch einmal bei unseren aktuellen Jobs im Finanz- und Rechnungswesen, IT und kaufmännischen Bereich.

 

Bildquelle: © ra2 studio - Fotolia.com

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