Jobwechsel – ja oder nein? So treffen Sie die optimale Entscheidung

Von Robert Half on 5. Dezember 2022
Geschätzte Lesedauer: 7 Minuten

Eine neue Stelle kann der nächste Karriereschritt sein. Deshalb sollten Sie einen Jobwechsel wohlüberlegt angehen. Welche Faktoren und Kriterien Sie bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen sollten und wie Sie die optimale Wahl zwischen Pro und Contra treffen, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Es gibt keine richtige oder falsche Entscheidung

Sie denken seit geraumer Zeit über einen Jobwechsel nach, haben sich sogar schon woanders beworben und eine neue Stelle in Aussicht? Das ist eine gute Ausgangssituation, doch sie kann gleichzeitig belastend sein. Denn früher oder später stellt sich die Frage: Ist eine andere Position wirklich besser als die jetzige? Und wenn ja, welche? Wie entscheide ich mich beim Jobwechsel für den richtigen Job?

Aus dieser Situation heraus entwickelt sich leicht ein Dilemma: Eine schnelle Festlegung könnte überhastet sein und wichtige Aspekte ausklammern. Schieben Sie hingegen die Wahl vor sich her, gibt es mehr Raum für Unsicherheiten und Zweifel. Das kann – je nach Persönlichkeit – zu Druck, Gewissensbissen und Ängsten führen. Doch irgendwann müssen Sie sie treffen, die Entscheidung „Job wechseln oder nicht”.

Wichtig ist dabei, dass Sie es sich nicht unnötig schwer machen. Denn letztlich ist es so: Behalten Sie Ihren jetzigen Job, so werden Sie nie erfahren, was sich aus der neuen Stelle ergeben hätte. Andersherum gilt dies ebenso. Somit gibt es strenggenommen keine falsche oder richtige Entscheidung. Halten Sie sich also nicht mit solchen Überlegungen auf, sondern orientieren Sie sich an anderen Aspekten. Und vergessen Sie hierbei nicht: Ob Sie sich für oder gegen einen Jobwechsel entscheiden, ist keine Festlegung für die Ewigkeit. Sie können sich später wieder umorientieren und anderweitig bewerben.

Warum wollen Sie den Job wechseln?

Von Ihrer Entscheidung pro oder contra Jobwechsel hängt Ihre weitere berufliche Karriere ab. Deshalb will diese Weichenstellung gut überlegt sein. Doch zuvor sollten Sie darüber nachdenken, warum Sie eine neue Aufgabe suchen. Dafür muss es schliesslich Gründe oder Hintergründe geben. Es lohnt sich, zunächst eine persönliche Bestandsaufnahme zu machen. Möglicherweise decken Sie bei der Innenschau Probleme auf, die sich auch ohne einen Jobwechsel lösen lassen. Reflektieren Sie also zu Beginn der Entscheidungsfindung Ihren Ist-Zustand und stellen Sie sich beispielsweise diese Fragen:

  • Bin ich zufrieden in meiner gegenwärtigen Position?
  • Harmoniere ich mit meinen Vorgesetzten?
  • Halte ich mein Gehalt für angemessen?
  • Fühle ich mich über- oder unterfordert?
  • Finde ich meine Arbeit sinnvoll?
  • Möchte ich mehr oder weniger Verantwortung tragen?
  • Sehe ich Entwicklungsmöglichkeiten für mich?
  • Wünsche ich mir flexiblere Arbeitszeiten oder -plätze?
  • Passen Job oder Standort (noch) zu meinen Lebensumständen?
  • Sehe ich anderswo bessere Karrierechancen?
  • Identifiziere ich mich (noch) mit meinem Unternehmen?

Die Beschäftigung mit diesen und ähnlichen Faktoren kann Ihnen wichtige Hinweise auf Ihre – eventuell unterschwelligen – Bedürfnisse liefern. Wo es sich anbietet, sollten Sie das Gespräch mit einer Führungskraft suchen. Möglicherweise lassen sich gewisse Umstände an Ihre Wünsche anpassen, sodass ein Jobwechsel überflüssig wird. Starten Sie diesen Versuch, bevor Sie sich anderweitig bewerben.

Erstellen Sie eine Pro- und Contra-Liste

Gibt es auch nach der Introspektive keine Alternative zum Jobwechsel, dann müssen Sie früher oder später eine Entscheidung treffen. Dabei kann Ihnen eine Gegenüberstellung und Gewichtung von Vor- und Nachteilen einer Stelle helfen. Dafür genügt oft schon eine einfache Pro- und Contra-Liste. Zu diesem Zweck sammeln Sie sämtliche Aspekte, die für Sie relevant sind. Dazu einige Beispiele:

  • Gehalt
  • Benefits
  • Unternehmenskultur
  • Arbeitsumgebung
  • Karrierechancen
  • Work-Life-Balance
  • Fahrweg
  • Arbeitsplatzsicherheit

Setzen Sie diese oder andere für Sie wichtige Kriterien auf der linken Seite eines Blatt Papiers untereinander. Rechts davon zeichnen Sie zwei oder mehrere senkrechte Spalten ein – eine für Ihre aktuelle Position und eine weitere für jede potenzielle neue Stelle. In jeder Spalte markieren Sie dann mit einem Kreuz, welcher Aspekt auf welche Joboption zutrifft. Je mehr Kreuze Sie in der Tabelle bei einem Angebot machen, desto eher ist es für Sie geeignet.

Diese Methode lässt sich noch verfeinern, indem Sie die einzelnen Kriterien mit Punkten versehen (z. B. 0 = ist für Sie weniger wichtig, 5 = ist für Sie sehr wichtig). Hier liefern nicht die meisten Kreuzchen, sondern die meisten Punkte die Entscheidungshilfe. Noch detaillierter wird die Liste, wenn Sie auch die einzelnen Jobs nach diesem Schema gewichten. Erfüllt eine Stelle ein Kriterium besonders gut, dann bekommt sie 5 Punkte, andernfalls weniger. Dazu ein Beispiel:

  • Das Kriterium Gehalt gewichten Sie mit 5 Punkten, weil es für Sie ausschlaggebend ist.
  • Job A gewichten Sie hinsichtlich des zu erwartenden Gehalts mit 3 Punkten.
  • Job B gewichten Sie hinsichtlich des zu erwartenden Gehalts mit 4 Punkten, weil Sie mehr verdienen als mit Job A.
  • Multiplizieren Sie das Kriterium Gehalt mit Job A (5 Punkte mal 3 Punkte = 15 Punkte).
  • Multiplizieren Sie das Kriterium Gehalt mit Job B (5 Punkte mal 4 Punkte = 20 Punkte).

In diesem Fall erfüllt Job B das Kriterium Gehalt am besten. Aufschlussreich ist diese Berechnung besonders dann, wenn Sie Ihren alten Job mit mehreren neuen Jobs vergleichen wollen und dann jeweils die Anzahl der Punkte addieren.

Eine weitere Methode, um das Problem „Jobwechsel ja oder nein” zu lösen, ist das 10-10-10-Modell. Dabei geht es um Ihre Antworten auf folgende drei Fragen:

  • Wie wirkt sich Ihre Entscheidung für einen Jobwechsel in den ersten zehn Arbeitstagen aus?
  • Wie wirkt sich Ihre Entscheidung für einen Jobwechsel in den ersten zehn Arbeitsmonaten aus?
  • Wie wirkt sich Ihre Entscheidung für einen Jobwechsel in den ersten zehn Arbeitsjahren aus?

Das ist natürlich eher ein Blick in die Glaskugel als eine zuverlässige Prognose. Dennoch kann Ihnen dieses hypothetische Vorgehen helfen, sich perspektivisch mit Ihrer beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Dies gelingt umso besser, je mehr Fakten Sie zum Unternehmen sammeln, in das Sie möglicherweise wechseln möchten.

Machen Sie sich ein Bild vom neuen Unternehmen

Neben den persönlichen Kriterien liefern Ihnen aktuelle Unternehmensdaten bei Ihrer Firmenrecherche eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Denn die geschäftliche Entwicklung kann Ihre Aufgaben und Ihren Erfolg massgeblich beeinflussen: Eine kürzliche Finanzspritze für das Unternehmen, in das Sie wechseln möchten, deutet beispielsweise auf eine gewisse Dynamik hin, bei der schnelle Karriereschritte möglich sind.

Es kann aber auch heissen, dass die Investoren bestimmte Ergebnisse erwarten und der Leistungsdruck deshalb möglicherweise höher ist. Prüfen Sie daher, …

  • wie die finanzielle Situation des betreffenden Unternehmens ist.
  • ob das neue Unternehmen Marktführer ist.
  • wie die Entwicklung der vergangenen Jahre war und wie die Prognose für die nähere Zukunft aussieht.

Stellen Sie sich Ihren zukünftigen Arbeitsalltag vor

Vor dem Dienstantritt ist es schwierig, ein genaues Bild von Ihrem künftigen Arbeitsplatz zu gewinnen. Unmöglich ist es aber nicht. Vielleicht hatten Sie bei Ihrem Vorstellungsgespräch bereits Gelegenheit, die Räumlichkeiten und das Team in spe kennenzulernen. Rufen Sie sich Ihre damaligen Eindrücke in Erinnerung und schätzen Sie diese ein. Zusätzlich sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

  • Wie flexibel kann ich dort meine Arbeitszeit einteilen?
  • Besteht die Möglichkeit zum Home-Office?
  • Würde meine Familie mit mir umziehen, falls dies erforderlich ist?
  • Welche Fortbildungsmöglichkeiten gibt es?
  • Existieren Trainings- oder Mentoringprogramme?

Ebenfalls hilfreich ist ein Blick auf die Internetseiten von Bewertungsportalen zu Unternehmen. Dort beschreiben Beschäftigte die Arbeitsbedingungen ihres Betriebs. Damit bekommen Sie Informationen quasi aus erster Hand. Ausserdem können Sie gegebenenfalls sehen, wie die Unternehmen auf die Beurteilungen reagieren. Die haben nämlich die Möglichkeit, (negative) Einschätzungen zu kommentieren.

Und noch ein Tipp: Bitten Sie Ihren potenziellen neuen Arbeitgeber um einen Probetag. Diese Möglichkeit wird viel zu selten genutzt. Es kostet Sie zwar ein wenig Zeit, doch so können Sie sich einen realistischen Eindruck von dem Unternehmen und dem Arbeitsalltag vor Ort verschaffen.

Treffen Sie die Jobentscheidung nicht allein

Können Sie keine Entscheidung treffen, dann suchen Sie Rat bei Freunden und Familienmitgliedern. Diese kennen Sie, Ihre Situation und im besten Fall auch Ihre beruflichen Bedürfnisse gut. Bitten Sie beispielsweise den Menschen an Ihrer Seite oder gute Bekannte um eine Einschätzung zum Thema „Jobwechsel – ja oder nein”. Sie haben meist einen anderen Blickwinkel und können Ihnen wertvolle Impulse geben. Möglicherweise stellen Sie Ihnen Fragen oder bringen Aspekte ins Spiel, auf die Sie selbst noch nicht gekommen sind.

Eines muss Ihnen bei einem möglichen Jobwechsel jedoch stets klar sein: Jede hier beschriebene Entscheidungshilfe bietet lediglich Anhaltspunkte, die Ihnen eine möglichst objektive Grundlage für Ihre Wahl schaffen. Das kann eine grosse Hilfe sein, sofern Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind. Wenn nicht, dann ist es vielleicht besser, wenn Sie sich auf Ihre Intuition verlassen. Anders ausgedrückt: Im Zweifel hören Sie einfach auf Ihr Bauchgefühl.

Jobwechsel – ja oder nein? Wir helfen Ihnen in dieser Frage bei der Entscheidungsfindung. Unsere Fachleute stehen Ihnen gern zur Seite und planen mit Ihnen gemeinsam Ihre nächsten Karriereschritte. Oder Sie finden dank unserer Jobsuche eine neue Herausforderung.

Bildquelle: © pixdeluxe - Istockphoto.com

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